Was verbindet Anne Teresa De Keersmaeker und Jean-Guihen Queyras? Sie beide lieben Bach. 2017 ließen sich die belgische Choreogra-fin und der französische Starcellist auf ein ungewöhnliches Experiment ein und schufen einen Tanzabend mit Bachs Cellosuiten: Queyras spielt die Stücke live auf der Büh-ne, während drei Tänzer De Keers-maekers Choreografie tanzen. Das Meisterwerk heißt „Mitten im Le-ben“ und war vor einigen Jahren bei Impulstanz in Wien zu sehen.Queyras nahm das Projekt auch zum Anlass, um die Suiten neu ein-zuspielen – 15 Jahre nach seiner ers-ten Aufnahme von Bachs ikonischem Solowerk. In „Bach – Queyras“ (hm) verwandelt er die 36 Tanzsätze in kostbare Mikrokosmen, die tänze-risch-verspielt, innig und frei klin-gen. Als schönen Bonus gibt es zu den zwei CDs eine Filmaufnahme von „Mitten im Leben“. Der „Quintessenz von Bachs Schaffen“, wie Pablo Casals die Sui-ten einst bezeichnete, hat sich auch Queyras’ Landsmann Henri Demar-quee angenommen. Das Gefälle ist groß, Demarquettes „Bach: Cello Suites“ (Évidence) sind brav und farblos.Fast zeitgleich mit Queyras’ Solo ist das Album „Cello Concertos“ (hm) mit Werken von Antonín Kra und C. Ph. E. Bach erschienen, dem be-rühmtesten der Bach-Söhne. Der Name Kra hingegen ist heute kaum bekannt. Dabei war er zu seiner Zeit ein gefeierter Cellovirtuose, Kompo-nisten wie Haydn oder Beethoven schrieben Werke für ihn. Kras eigenes Opus umfasst Stü-cke, die er selbst aufführte, wie das oben genannte Cellokonzert. Quey-ras hat das leicht verstaubte Werk mit singendem Ton, technischer Brillanz und ansteckender Spielfreude einer Frischzellenkur unterzogen. Kon-genialer Partner an seiner Seite ist das fabelhae Hamburger Ensemble Resonanz unter Riccardo Minasi.