Genau mit dieser Musikerkonstellation sind 2018 die Cellokonzerte Wq 170 und Wq 172 für Streicher und basso continuo von Carl Philipp Emanuel Bach bei harmonia mundi erschienen. Damals kombiniert mit dessen Sinfonie Wq 173. Nun legen der französische Cellist Jean-Guihen Queyras mit dem temperamentvoll aufspielenden Ensemble Resonanz unter der federnden Stabführung von Riccardo Minasi mit dem die Trias der Cellokonzerte vervollständigenden Cellokonzert Wq 171 in B-Dur nach. Sie legen großen Wert auf die artikulatorisch dichte Erzählweise dieser erstaunlich romantische Freiheiten zelebrierenden Stücke. Die drei Konzerte entstanden in Berlin in den Jahren 1750 bis 1753 und stellen an den Solisten wie auch das mit ihm auf Augenhöhe dialogisierende Instrumentalensemble beachtliche technische Ansprüche.

Das dreisätzige Konzert H. 436, Wq. 171 überrascht schon im Allegretto – das C.P.E. Bach zugeschriebene Klischee trifft gewiss auch hier zu – mit „originellen“, ergo exzentrisch expressiven Soli und einem dazu schalkhaft kokettierenden, ebenso verzierungsgewandten Orchesterpart. Da scheint das Cello mal Zirplaute zu imitieren mal zu gurgeln oder klangfigural Skulpturen zu modellieren. Die Streicher geben immer wieder stolz launig ihren wohltönenden Senf dazu. Einem elegischen Adagio folgt ein ausgelassenes Allegro assai, das von Queyras & Co funkensprühend à la festliches Feuerwerk mit Hingabe interpretiert wird. Was den Rang und die Wertschätzung für die Komposition angeht, so möchte ich erwähnen, dass auch Carlos Kleiber dieses Konzert mit dem Hamburger Rundfunkorchester 1960 aufgenommen hat.

Gekoppelt ist das zweite Cellokonzert C.P.E. Bachs mit dem Cellokonzert in C-Dur, Op. 4, von Antonín Kraft. Der böhmische Musiker war erster Cellist in der Hofkapelle von Fürst Nikolaus I. Josef Esterházy. Er erhielt bei Joseph Haydn persönlich Kompositionsunterricht. Nach einer Zwischenstation in der Kapelle des Fürsten Grassalkovich wurde Kraft vom Fürsten Lobkowitz in Wien engagiert. Außerdem war er zudem eifriger Kammermusiker in den freitagmorgendlichen Konzerten seines Dienstherrn. Kraft muss ein außergewöhnlich brillanter Cellist gewesen sein, Joseph Haydn schrieb für ihn sein alles andere als einfach zu spielende Cellokonzert in D-Dur. Wie Peter Wollny weiters im Booklet wissensreich beschreibt, hat Beethoven die Cellopartie im Tripelkonzert, Op. 56, „Kraft auf den Leib geschrieben.“

Das zu Beginn des 19. Jahrhunderts entstandene Cellokonzert Krafts mag in Anbetracht der revolutionären kompositorischen Errungenschaften Beethovens („Eroica“) stilistisch eher in der Folge von Joseph Haydns Kunst verortet werden. Vielleicht ist es gerade deswegen ein so durchaus vergnügliches und virtuos verspieltes Werk.

Fazit: Gute Laune-Musik, einfallsreich, brillant, angenehm verschroben, mit Verve, vom Cellisten auf seinem edlen Gioffredo Cappa Cello aus dem Jahr 1696 sanglich gerundet interpretiert. Prickelnd wie ein Winzersekt aus dem Burgenland.

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