Im Konzerthaus Berlin: Die Akademie für Alte Musik mit Georg Kallweit als Konzertmeister und Jean-Guihen Queyras als Solist am Cello.

Mit einem beschwingten Ständchen zur Gitarre beginnt der Abend im Konzerthaus. Dabei gibt es in der Akademie für Alte Musik Berlin überhaupt gar keine Gitarristen, dafür aber zwei zu allem entschlossene Cellisten: Barbara Kernig und Jan Freiheit. Auf ihren Instrumenten setzen sie mit sichtbarem Vergnügen Luigi Boccherinis Spielanweisung in die Tat um: „Die Cellisten müssen ihr Instrument quer über die Knie legen und mit sämtlichen Fingernägeln den Klang einer Gitarre imitieren“, hatte der Komponist seinerzeit für den Beginn seiner „Musica notturna delle strade di Madrid“ notiert.

Diese „spanischen Gitarren“ gehören zu den phantasievollen Klangeffekten, mit denen die Musiker der Akademie Boccherinis nächtlichen Zauber ausmalen, in überwiegend weichen und dunklen Tönen, immer wieder durchbrochen vom hellen Läuten des Ave Maria, das von einem einzelnen Streicher imitiert wird – alles Töne, die es vermögen, Geschichten zu erzählen.

Luigi Boccherini war einer der berühmtesten Cellisten seiner Zeit, komponierte unzählige Werke für sein Instrument und so hätte auf die „Nachtwanderung“ auch eines seiner Konzerte folgen können. Tatsächlich aber hat man sich mit Joseph Haydns Cellokonzert in D-Dur für eines der schönsten Werke dieser Gattung entschieden. Nicht ganz so virtuos wie das bekanntere Konzert in C-Dur, aber mit einem ersten Satz, den der Solist Jean-Guihen Queyras wie eine Arie gestaltet – gesanglich, lebendig, hingebungsvoll.

Queyras hat Darmsaiten auf sein 1696 gebautes Cello gezogen

Der 1967 geborene Franzose ist Professor für Cello in Freiburg im Breisgau und gilt zurecht als einer der besten europäischen Cellisten. Er hat für den „historisch-informierten“ Abend natürlich Darmsaiten auf sein im Jahr 1696 von Gioffredo Cappa gebautes Cello gezogen. „Ein Instrument mit elegantem Ton, der meines Empfindens nach gut zu Haydn passt“, sagt Queyras. Nach der Pause ist er damit noch einmal im Cellokonzert von Ignaz Pleyel zu hören – mit erdigen Tiefen und singenden hohen Tönen, besonders schön im langsamen Adagio.

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