Der französische Cellist Jean-Guihen Queyras und die Akademie für Alte Musik Berlin spielen im Berliner Konzerthaus  Cellokonzerte von Joseph Haydn und Ignaz Pleyel.

Programm :
Luigi Boccherini,  „Musica notturna delle strade di Madrid“ à 5 C-Dur op. 30 Nr. 6
Joseph Haydn, Konzert für Violoncello und Orchester D-Dur op. 101 Hob VIIb:2
Ignaz Josef Pleyel, Konzert für Violoncello und Orchester C-Dur
Joseph Haydn Sinfonie Nr. 52 c-Moll Hob I:52

Instrumente, die Geschichten erzählen

Mit einem beschwingten Ständchen zur Gitarre beginnt der Abend. Dabei gibt es in der Akademie für Alte Musik Berlin gar keine Gitarristen, dafür aber zwei zu allem entschlossene Cellisten: Barbara Kernig und Jan Freiheit. Auf ihren Instrumenten setzen sie mit sichtbarem Vergnügen Luigi Boccherinis Spielanweisung in die Tat um: „Die Cellisten müssen ihr Instrument quer über die Knie legen und mit sämtlichen Fingernägeln den Klang einer Gitarre imitieren“, hat der Komponist um das Jahr 1780 zum Beginn seiner „Musica notturna delle strade di Madrid“ notiert.

Diese „spanischen Gitarren“ gehören zu den vielen phantasievollen Klangeffekten, mit denen die Musiker der Akademie den nächtlichen Zauber der spanischen Hauptstadt lautmalerisch beschreiben. Zu hören sind dabei überwiegend weiche und dunkle Töne, immer wieder durchbrochen vom hellen Läuten des Ave Maria, das von einem einzelnen Streicher imitiert wird – Töne, die Geschichten erzählen.

Luigi Boccherini war einer der berühmtesten Cellisten seiner Zeit, komponierte unzählige Werke für sein Instrument und so hätte an diesem Abend auf die „Nachtwanderung“ auch eines seiner Konzerte folgen können. Tatsächlich aber hat man sich mit Joseph Haydns Cellokonzert in D-Dur für eines der schönsten Werke dieser Gattung entschieden. Nicht ganz so virtuos wie das bekanntere Konzert in C-Dur, aber mit einem ersten Satz, den der Solist Jean-Guihen Queyras wie eine Arie gestaltet – gesanglich, lebendig, hingebungsvoll.

„Ein Instrument mit elegantem Ton, der meines Empfindens nach gut zu Haydn passt“ (J.-G. Queyras)

Professor im Schwarzwald

Der 1967 geborene Franzose ist Professor für Cello in Freiburg im Breisgau und gilt zurecht als einer der besten europäischen Cellisten. Er hat für den „historisch-informierten“ Konzertabend natürlich Darmsaiten auf sein 1696 von Gioffredo Cappa gebautes Cello gezogen. „Ein Instrument mit elegantem Ton, der meines Empfindens nach gut zu Haydn passt“, sagt Queyras. Nach der Pause ist er damit noch einmal im Cellokonzert von Ignaz Pleyel zu hören – mit erdigen Tiefen und singenden hohen Tönen, besonders schön im langsamen Adagio.

Professor in Leipzig

Jan Freiheit, Professor für Barockcello in Leipzig und Solocellist der Akademie, liefert danach in Joseph Haydns Sinfonie Nr. 52  zusammen mit Barbara Kernig nicht nur das wohlige Bass-Fundament, sondern sorgt auf seinem Cello – immerhin Instrument des Jahres 2018 – mit aberwitzigen Läufen erneut für spürbar gute Laune – Instrumente, die Geschichen erzählen.

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